Der diesjährige Jahresworkshop von Kano Suryoyo e.V. fand erneut im Kloster St. Jakob v. Sarug in Warburg statt. Neben verschiedenen Arbeitssitzungen bot der Workshop ein buntes Rahmenprogramm an: Gebetsstunden, Vorträge, geistliche Begegnungen und eine außergewöhnliche Eucharistiefeier.
Nachdem alle Teilnehmer am Freitag Abend im Kloster eingetroffen waren, fand eine sehr unterhaltsame Kennenlernrunde statt. Der neue Erzbischof der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, S.E. Mor Philoxenus Mattias Nayis, eröffnete am Freitag Abend in seinem Audienzsaal den Workshop mit einer Impulsrede zur Bedeutung von Bildung in der Heiligen Schrift und in den Texten der Kirchenväter. Der erst vor Kurzem ins Amt eingeführte Erzbischof begleitete die Teilnehmer über die ganze Zeit des Workshops hinweg. Der erste Vorsitzende, Adai Malki, hob in seinem Einführungsstatement die Aufbruchstimmung hervor, die der junge Prälat unter den syrisch-orthodoxen Jugendlichen in Deutschland geweckt hat. Mit seiner Initiative, das Priesterseminar im Kloster St. Jakob v. Sarug zu reaktivieren, hätte der Erzbischof eine grundlegende Frage, nämlich die Priesterausbildung, angegangen. Zudem hätte er mit der Einrichtung eines Jugendvorstands ein wichtiges Zeichen gesetzt.
Am Samstag Morgen wurden die Teilnehmer Zeuge einer festlichen Eucharistiefeier mit einer Ölsegnung. Bevor die Arbeit in den Arbeitsgruppen und im Plenum begann, ergab sich so die Möglichkeit zum Gebet und zur Besinnung. Der Hauptzelebrant, Erzbischof Philoxenus, wurde dabei von Mönchspriester Stefan Fidan unterstützt, der besonders mit seiner außergewöhnlichen Stimme begeisterte. Die über dreistündige Feier bot den ganzen Reichtum an kirchlicher Tradition der Syrisch-Orthodoxe Kirche.
Im Anschluss darauf stellte Adai Malki in seinem Vortrag die Struktur und die Ziele von Kano Suryoyo vor. Oberstes Ziel ist ein stabiles Netzwerk von Bildungsangeboten zu stricken. Darauf hin skizzierte seine Eminenz Mor Philoxenus Mattias Nayis in seinem Vortrag die Bedeutung von Bildung in der Syrisch-Orthodoxen Kirche. Die Wissenschaften seien immer eng verbunden mit theologischer und kirchlicher Bildung. Nicht zuletzt die vielen Universalgelehrten seien Ausdruck dieser lebendigen Symbiose aus Wissenschaft und Glaube. Doch die Qualität der Wissenschaft sei stets auch von den äußeren Bedingungen abhängig gewesen – gab es wohlwollende politische Herrscher, so blühte die Bildung auf. So habe es ab dem 13. tief ins 19. Jahrhundert nur wenige große Gelehrte gegeben. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts setzte eine kontinuierliche Blüte der Bildung ein, die bis in die Gegenwart anhält. Daher begrüßte der Bischof die Arbeit und das Engagement von Kano Suryoyo und freute sich, den jährlichen Workshop im Kloster zu beherbergen. Auf dem Workshop sollten nun weitere Schritte auf diesem Weg identifiziert und aufgezeigt werden – ein Beitrag, den die über 30 Teilnehmer in den verschiedenen Arbeitsgruppen mitgestalten konnten.
Die anschließenden Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit den Bildungsnetzwerken unter den Suryoye, der Entwicklung eines Leitbildes für Kano Suryoyo und der Erarbeitung eines Handbuchs für die Arbeit des Vereins. In den Plenarsitzungen wurden die Ergebnisse zusammengetragen und diskutiert. Am Ende standen wichtige Weichenstellungen für die Weiterentwicklung des Vereins. Doch auch die Teilnehmer kamen auf Ihre Kosten. Mit zwei schwungvollen und lebendigen Vorträgen zur Rhetorik und Präsentationen bot Dr. Raid Scharbil Gharib einen ganz praktischen Einblick über die Art und Weise von Kommunikation. Der promovierte Politologe, der seit Jahren auch Kommunikationsseminare und –coachings gibt, konnte aus seiner Erfahrung aus über einem Jahrzehnt in Politik, Gesellschaft und Berufsleben schöpfen und ging in besonderer Weise auf eine zielgruppenorientierte Kommunikationsweise ein.
Ein besonderer Höhepunkt für alle Teilnehmer war der Spirituelle Abend (ܫܗܪܐ ܪܘܚܢܝܐ) mit Seiner Eminenz, Mor Philoxenus Mattias Nayis, dem Mönchspriester Stefan Fidan sowie den Schülern und Bewohnern des Klosters am Samstag Abend. Bis tief in die Nacht hinein wurde zu Kerzenschein gebetet, gesungen, gepredigt und meditiert – damit erfüllte sich auch die Erwartung des Organisationskommittees, dass der Veranstaltungsort auch eine spirituelle Bereicherung für die Teilnehmer sein würde. Am nächsten Tag kamen weitere Fördermitglieder und Freunde des Vereins ins Kloster. Wieder krönte Seine Eminenz diesen Teil mit seiner Anwesenheit und ermöglichte einen intensiven Gedankenaustausch zu verschiedenen Themen. Die Teilnehmer interessierten sich insbesondere für die Vorstellungen und Projekte des jungen Patriarchatsvikar und seine Gedanken zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen. Der Bischof überraschte die Zuhörer immer wieder mit seiner offenen und klaren Sprache. Er kritisierte den allzu leichtfertigen Umgang mit den christlichen Werten, der junge Menschen und besonders Familien zu schaffen mache. „Wer mit Christus lebt, hat immer einen Begleiter und Freund“, hob Erzbischof Nayis hervor.
Am Montag, 01. April, endete der Workshop mit einer Abschlussrede des Bischofs, in der er die Mitglieder ermunterte, den integrierenden Kurs des Vereins fortzuführen und im Sinne der Weiterbildung und der Fortentwicklung des Volkes einzubringen. Vorher durften die Teilnehmer in einer Feedbackrunde ihre Meinungen und Kritiken künstlerisch wiedergeben. Dabei geizten die Teilnehmer nicht mit Kreativität und die Leitung durfte sich über einige Schauspieleinlagen sowie Zeichnungen freuen. Insgesamt sind die Veranstalter von Kano Suryoyo hochzufrieden mit dem Verlauf des Workshops, der konzentrierten Arbeit der Teilnehmer, sowie der engen Einbindung seiner Eminenz Mor Philoxenus Mattias Nayis in den Programmablauf.
In diesem Sinne bedanken wir uns bei allen Teilnehmern, Helfern und Förderern. Ein ganz besonderer Dank geht an seiner Eminenz Mor Philoxenus Mattias Nayis, an den Mönchsprister Stefan Fidan und ihren Schülern Philipus, Yuhanen, Amanuel, David und Gabriel, sowie an Dayrayto Mariam und unserer wunderbaren Köchin.